
ADHS – das Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom ist längst nicht mehr ausschließlich ein Thema für Kinder und Jugendliche. Immer häufiger wird ADHS auch bei Erwachsenen diagnostiziert. Besonders Frauen fühlen sich oft übersehen oder missverstanden, wenn Symptome wie innere Unruhe, Impulsivität oder emotionale Instabilität ihren Alltag beeinträchtigen. Dieser Blogartikel richtet sich gezielt an Frauen, die sich fragen, ob sie betroffen sein könnten oder wenn sie bereits eine ADHS-Diagnose erhalten haben. Wir zeigen Hintergründe, Symptome, Behandlungsmöglichkeiten und Tipps für mehr Lebensqualität für „ADHS Erwachsene“.
Inhaltsverzeichnis
Was ist ADHS im Erwachsenenalter?
ADHS steht für Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung und wird medizinisch als neurobiologische Erkrankung eingestuft. Während die Störung im Kindesalter häufig mit Hyperaktivität und motorischer Unruhe in Verbindung gebracht wird, äußert sie sich bei Erwachsenen oft ganz anders. Frauen mit ADHS berichten häufig über eine chronische Desorganisation, Stimmungsschwankungen oder das Gefühl, dem Alltag nicht gerecht zu werden.
Von der Kindheit ins Erwachsenenleben
ADHS beginnt fast immer im Kindesalter. Viele Betroffene durchlaufen jedoch ihre Kindheit und Jugend, ohne eine adäquate Diagnostik zu erfahren – besonders Mädchen, da ihre Symptome oft weniger auffällig sind. Erst im Erwachsenenalter, wenn der Leidensdruck steigt, Beruf, Familie und Partnerschaft immer mehr fordern, wird die ADHS-Diagnose gestellt.
Typische Symptome von ADHS bei Erwachsenen
Die Symptome können sehr unterschiedlich ausfallen. Grundsätzlich unterscheidet man drei Kernsymptome:
1. Unaufmerksamkeit
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Schwierigkeiten, bei einer Sache zu bleiben
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Vergesslichkeit im Alltag (z. B. Termine, Schlüssel, Dokumente)
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Probleme mit Zeitmanagement
2. Impulsivität
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Vorschnelles Handeln, ohne über Konsequenzen nachzudenken
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Unterbrechen anderer in Gesprächen
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Ungeduld, z. B. beim Warten
3. (Innere) Hyperaktivität
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Ständiges Gedankenkreisen
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Gefühl von Getriebenheit
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Motorische Unruhe, z. B. Zappeln mit Händen oder Füßen
Viele erwachsene Frauen erleben ihre ADHS-Symptome subtiler. Während Kinder mit ADHS oft zappelig oder laut sind, äußert sich ADHS bei Frauen eher durch:
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Stimmungsschwankungen
-
chronische Überforderung
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starke Selbstkritik
ADHS bei Frauen: Warum es oft übersehen wird
Die ADHS-Symptomatik bei Frauen unterscheidet sich häufig von jener bei Männern. Während Jungen in der Kindheit öfter durch motorische Unruhe und impulsives Verhalten auffallen, sind Mädchen meist stiller, träumerisch oder „verpeilt“. Das führt dazu, dass sie in Schule und Familie oft nicht als auffällig gelten und ihre ADHS unentdeckt bleibt.
Erst Jahre später, manchmal erst im Rahmen einer Therapie oder durch die ADHS-Diagnose bei den eigenen Kindern, erkennen viele Frauen: Ich bin auch betroffen.
Die Diagnostik: Wie wird ADHS bei Erwachsenen festgestellt?
Die Diagnostik von ADHS im Erwachsenenalter ist komplex. Sie erfolgt in der Regel bei einem Facharzt oder Psychiater mit Erfahrung auf diesem Gebiet. Eine ausführliche Anamnese ist zentral, ebenso wie standardisierte Fragebögen und – wenn möglich, Berichte aus Kindheit und Jugend.
Typische Schritte der Diagnostik:
Diagnoseschritt | Beschreibung |
---|---|
Anamnesegespräch | Lebenslauf, Schulzeit, Beruf, Familie |
Fragebögen & Checklisten | z. B. Wender Utah Rating Scale (WURS) |
Fremdanamnese | Einbezug von Partner:innen, Eltern, Freund:innen |
Abklärung anderer Erkrankungen | Ausschluss oder Einordnung von Begleiterkrankungen wie Depression oder Angststörungen |
Testung auf kognitive Funktionen | Aufmerksamkeit, Gedächtnis, exekutive Funktionen |
Eine ADHS-Diagnose bedeutet nicht automatisch, dass man „gestört“ ist. Sie kann vielmehr der Schlüssel zu einem besseren Selbstverständnis und hilfreichen Behandlungsmöglichkeiten sein.
ADHS-Symptome und ihr Einfluss auf das Leben
ADHS im Erwachsenenalter kann sich auf viele Lebensbereiche auswirken – beruflich, privat und emotional. Frauen mit ADHS leiden oft unter einem enormen Leidensdruck, weil sie sich ständig überfordert fühlen oder glauben, „nicht gut genug“ zu sein.
Häufig betroffene Lebensbereiche:
Beruf und Alltag
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Desorganisation im Arbeitsalltag
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Schwierigkeiten mit Deadlines und Strukturen
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Konzentrationsprobleme
Partnerschaft
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Impulsivität kann zu Streit führen
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Gefühle von Missverstandenwerden
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Probleme, Nähe und Grenzen zu regulieren
Familie und Kinder
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Reizbarkeit in stressigen Situationen
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Schuldgefühle im Umgang mit den eigenen Kindern
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Hohe emotionale Belastung
Gesundheit
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Schlafprobleme
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erhöhte psychosomatische Beschwerden
-
höhere Anfälligkeit für Begleiterkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder Essstörungen
Behandlungsmöglichkeiten für Erwachsene mit ADHS
Die Behandlung von ADHS sollte individuell angepasst werden. Es gibt nicht „die eine Lösung“, sondern eine Kombination aus verschiedenen Ansätzen.
1. Psychoedukation
Das Verständnis für die eigene ADHS ist ein erster, aber zentraler Schritt. Psychoedukation hilft, die Symptome einzuordnen und eigene Stärken zu erkennen.
2. Psychotherapie
Die kognitive Verhaltenstherapie ist besonders effektiv. Gemeinsam mit einem Psychotherapeuten oder einer Psychotherapeutin werden Strategien erarbeitet, um Impulsivität, Desorganisation und emotionale Reaktionen besser zu regulieren.
3. Medikamentöse Therapie
In vielen Fällen kann eine medikamentöse Therapie sinnvoll sein. Am häufigsten wird Methylphenidat eingesetzt. Das ist ein Wirkstoff, der die Signalübertragung im Gehirn verbessert. Die Entscheidung zur Medikation erfolgt individuell in Absprache mit einem Facharzt und hängt von der Ausprägung der Erkrankung ab.
4. Achtsamkeitsübungen und Selbsthilfe
Achtsamkeitstraining kann helfen, die innere Unruhe zu regulieren. Selbsthilfegruppen bieten Austausch und emotionale Entlastung.
ADHS bei Erwachsenen: Ein Fall von „Erkrankung“?
Viele Frauen tun sich schwer mit dem Begriff „Erkrankung“. Doch ADHS ist eine anerkannte neurologische Störung, die erheblichen Einfluss auf die Lebensqualität haben kann, wenn sie unbehandelt bleibt.
ADHS bedeutet nicht, dass etwas mit einem „nicht stimmt“. Es bedeutet vielmehr, dass das Gehirn Reize anders verarbeitet und andere Bedingungen braucht, um optimal zu funktionieren. Mit der richtigen Unterstützung können betroffene Frauen ein erfülltes und stabiles Leben führen.
FAQ: Häufig gestellte Fragen zu ADHS Erwachsene
Was sind die häufigsten Symptome von ADHS im Erwachsenenalter?
Die typischen Symptome von Menschen mit ADHS umfassen Unaufmerksamkeit, Impulsivität, emotionale Schwankungen, innere Unruhe, Desorganisation und motorische Unruhe. Viele Betroffene sind zudem vergesslich, unstrukturiert und impulsiv.
Kann ADHS auch erst im Erwachsenenalter entstehen?
ADHS entsteht nicht im Erwachsenenalter, sondern hat ihren Ursprung im Kindesalter. Die Symptome wie Hyperaktivität und Impulsivität können aber erst später voll zum Tragen kommen oder als solche erkannt werden.
Wie wird ADHS bei Erwachsenen behandelt?
Die Behandlungsmöglichkeiten umfassen Psychoedukation, Psychotherapie, medikamentöse Therapie (z. B. Methylphenidat), Achtsamkeitsübungen und die Teilnahme an Selbsthilfegruppen.
Welche Rolle spielt die Partnerschaft?
ADHS kann Beziehungen belasten durch Impulsivität, emotionale Reaktivität und Kommunikationsprobleme. Eine offene Auseinandersetzung und ggf. Paartherapie kann helfen, Verständnis zu fördern.
Wo finde ich Hilfe?
Anlaufstellen sind Fachärzt:innen für Psychiatrie, Psychotherapeut:innen mit ADHS-Erfahrung oder spezialisierte Kliniken. Selbsthilfegruppen und Online-Communities bieten ebenfalls Unterstützung.
Fazit: ADHS Erwachsene – Leben mit ADHS ist eine Herausforderung, aber kein Makel
ADHS im Erwachsenenalter ist keine seltene oder ungewöhnliche Erscheinung. Besonders Frauen laufen Gefahr, jahrelang ohne Diagnose zu bleiben – mit erheblichen Auswirkungen auf ihre Lebensqualität. Doch ADHS ist behandelbar. Die richtige Diagnostik, ein bewusster Umgang mit den Symptomen und eine individuell abgestimmte Behandlung ermöglichen es, den Alltag wieder selbstbestimmt zu gestalten.
Wenn du dich in vielen der beschriebenen Symptome wiedererkennst, sprich mit deinem Arzt oder einer Psychotherapeutin. Es ist nie zu spät, sich besser zu verstehen und die eigenen Stärken zu nutzen. ADHS ist kein Zeichen von Schwäche, sondern der Beginn einer neuen Reise zu mehr Klarheit, Selbstfürsorge und innerer Balance.
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