Zwischen Liebe, Last und Lebenslust – Cerstin Rapske

Cerstin Rapske über das Muttersein
Cerstin Rapske über das Spannungsfeld, in dem sich Mütter bewegen

Was es heute wirklich heißt, Mutter zu sein

Die Rolle meines Lebens

Wenn ich auf mein Leben zurückblicke, sehe ich viele Rollen, die ich mit ganzem Herzen gelebt habe: Tochter. Freundin. Partnerin. Kollegin.
Doch keine hat mich je so tief geprägt wie die Rolle der Mutter.

Ich war noch jung, als ich Mutter wurde – jung genug, um zu glauben, ich wüsste, was es bedeutet: Liebe geben, schützen, ein Vorbild sein.
Aber Muttersein ist mehr als eine Aufgabe. Es ist eine Reise. Eine zutiefst persönliche.
Eine, die dein Herz weitet – und dich manchmal auch an seine Ränder bringt.

 

Muttersein verändert – von innen

Was ich damals nicht wusste:
Muttersein bedeutet nicht nur, für ein Kind da zu sein.
Es bedeutet auch, sich selbst neu kennenzulernen. Immer wieder.

Denn jede Phase, die ein Kind durchläuft, durchläuft man auch als Mutter – innerlich.
Ich habe Tränen aufgefangen, die ich selbst nicht immer verstand.
Ich habe mich beim Streiten gehört und erkannt, dass ich gerade meine eigene Kindheit beantworte.

Ich habe mich gefragt, ob ich genug bin. Oft.
Und manchmal nachts leise geweint, wenn keiner es sah.

Heute bin ich nicht nur Mutter, sondern auch Großmutter – und ich sehe:
Es ist immer noch eine Reise. Aber der Weg hat sich verändert.

 

Zwischen Idealbild und Realität

Früher war das Bild einer Mutter vorgezeichnet:
selbstlos, geduldig, aufopfernd.
Wer eigene Bedürfnisse hatte, wurde belächelt – oder verurteilt.

Heute ist dieses Bild nicht mehr so starr.
Aber es ist auch nicht einfacher. Im Gegenteil.

Mütter stehen heute zwischen tausend Rollen.
Sie sollen achtsam sein und zugleich effizient,
emotional präsent und doch sachlich organisiert,
fürsorglich – aber bitte nicht aufopfernd.

Ich sehe junge Mütter mit müden Augen, die nach Perfektion streben.
Die sich durch Instagram-Posts scrollen und sich vergleichen – und dabei selbst verlieren.
Die das Gefühl haben, nicht genug zu sein – obwohl sie Tag für Tag über sich hinauswachsen.

Ich sehe sie – und ich erkenne mich.
Damals sprach niemand über Erschöpfung.
Über das stille Gefühl, sich selbst aufzugeben.
Aber es war da. Immer. Nur eben leise.

 

Ein Buch, das den Unterschied macht

Deshalb hat mich das Buch Momifest your Career – Wie Mütter nach der Elternzeit berufliche Erfüllung finden von Larissa Hofer so sehr berührt.
Weil es nicht laut ist – sondern ehrlich.
Weil es kein Hochglanz-Versprechen ist – sondern ein Wegweiser.

Larissa benennt, was viele Frauen fühlen, aber kaum jemand ausspricht:
die Last des Mental Load,
die Schuldgefühle,
die Angst, beruflich zu viel zu wollen –
und dem eigenen Kind dabei zu wenig zu geben.

Ihre Worte sind warm.
Ehrlich. Einladend.

Sie schreibt von eigenen Zweifeln und Brüchen.
Und von dem Mut, nicht perfekt sein zu müssen – um trotzdem erfüllt zu leben.

Das hat mich tief berührt.
Denn es war genau das, was ich mir früher gewünscht hätte:
eine Stimme, die sagt:
Du darfst du selbst bleiben. Auch als Mutter. Gerade als Mutter.

 

Zwischen Berufung und Beruf

Viele Frauen stehen nach der Elternzeit an einem inneren Scheideweg:
Wer bin ich jetzt?
Wo ist mein Platz?
Wie finde ich den Weg zurück in die Arbeitswelt – ohne mein Kind zu verlieren, ohne mich selbst zu verraten?

Ich kenne diesen Schmerz.
Und ich kenne die stille Wut, die daraus entstehen kann, wenn man immer nur funktionieren soll –
aber nie gefragt wird, wie es einem wirklich geht.

Larissas Buch ist in diesem Punkt ein Geschenk.
Es spricht nicht nur über berufliche Perspektiven,
sondern über Identität.
Über Träume.
Über den Mut, sich neu zu definieren –
nicht trotz des Mutterseins, sondern durch es.

 

Wir brauchen ein neues Mutterbild

Ich wünsche jungen Müttern heute so vieles.
Aber vor allem wünsche ich ihnen: Erlaubnis.

Erlaubnis, Fehler zu machen.
Erlaubnis, eigene Wege zu gehen.
Erlaubnis, nicht jeden Tag alles zu schaffen.
Und vor allem:
Erlaubnis, sich selbst nicht zu vergessen.

Denn es gibt keinen Widerspruch zwischen Muttersein und Selbstverwirklichung.
Im Gegenteil:
Wenn eine Frau in sich selbst ruht,
wenn sie sich mit all ihren Facetten ernst nimmt,
dann wird ihre Liebe nicht weniger – sondern größer.

Wir brauchen keine perfekten Mütter.
Wir brauchen echte.
Mit Schatten und Licht.
Mit Brüchen und Schönheit.
Mit Kraft und Zärtlichkeit.

 

Abschied vom schlechten Gewissen

Es ist Zeit, das Schuldgefühl loszulassen.
Für die nicht gebackenen Muffins.
Für die Wäscheberge.
Für die Sehnsucht nach Stille.

Wir dürfen Nein sagen – ohne uns schlecht zu fühlen.
Wir dürfen Grenzen setzen – und trotzdem liebevoll bleiben.
Wir dürfen müde sein – und uns trotzdem stark fühlen.

Denn unsere Lebensfreude ist keine Nebensache.
Sie ist die Kraft, aus der wir nähren.
Nicht nur unsere Kinder – sondern auch uns selbst.

Zum Buch: Momifest your Career

Danke, Larissa.

Ich danke Larissa Hofer für dieses Buch.
Für ihre Ehrlichkeit.
Für ihre Klarheit.
Für die Erinnerung,
dass wir nicht allein sind auf diesem Weg.

Und ich danke jeder Mutter,
die Tag für Tag ihr Bestes gibt – auch wenn sie sich dabei manchmal selbst vergisst.
Die zweifelt – und trotzdem weitergeht.
Die weint – und trotzdem liebt.
Die stolpert – und wieder aufsteht.

Ihr seid Heldinnen.
Leise. Und unendlich stark.

 

Vielleicht ist heute ein Anfang

Wenn du dich in diesen Worten wiederfindest –
wenn du spürst, dass da in dir mehr ist als Alltag und Pflichtgefühl –
dann nimm dir einen Moment.

Schau in den Spiegel.
Und frag dich:
Was wünsche ich mir – wirklich?

Vielleicht ist dieses Buch dein erster Schritt.
Vielleicht ist dieser Artikel ein kleines Zeichen.
Vielleicht ist heute der Moment,
an dem du dir selbst wieder näherkommst.

Denn du bist nicht nur Mutter.
Du bist Leben.
Du bist Kraft.
Du bist du.

Zum Buch: Momifest your Career

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