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Wenn Hautprobleme mehr sind als nur Hautsache
Akne inversa – auch als Hidradenitis suppurativa bekannt – ist eine chronisch-entzündlichen Hauterkrankung, die tief unter der Hautoberfläche beginnt und oft erst spät richtig erkannt wird. Besonders betroffen sind Hautpartien, an denen Hautpartien aneinander reiben: Achsel, Leistengegend, Gesäßfalte oder unter der Brust. Die Krankheit beginnt meist unauffällig mit kleinen Knoten in den Haarfollikeln, kann aber zu schmerzhaften Entzündungen, Eiter, nässenden Wunden, Fistelgängen und schwerer Narbenbildung führen. Für viele Patientinnen und Patienten ist der Befall einer Hautregion nicht nur körperlich schmerzhaft, sondern auch psychisch extrem belastend.
Wir untersuchen nun die genauen Ursachen von Acne inversa, moderne Behandlungsmöglichkeiten und warum besonders Unternehmen und Gesundheitssysteme genauer hinschauen sollten.
Was ist Akne inversa genau und wie entsteht sie?
Die Pathophysiologie im Detail
Akne inversa tritt in den tiefen Hautschichten auf, genauer gesagt in den Haarfollikeln der betroffenen Hautstellen. Verstopfen diese durch übermäßige Verhornung oder Sekretansammlungen, kann es zu einer Entzündung kommen. Die verstopften Follikel reißen, das Gewebe entzündet sich, und bakterielle Infektionen können sich ausbreiten. Bakterien an den Entzündungsprozessen fördern dann eitrige Abszesse, die sich in Fistelgänge oder offene, nässende Wunden verwandeln können.
Die Erkrankung ist nicht ansteckend und hat nichts mit mangelnder Hygiene zu tun – ein weitverbreitetes Vorurteil, das zusätzlich zur sozialen Stigmatisierung beiträgt.
Risikofaktoren für Akne inversa
Die genauen Ursachen sind bislang nicht abschließend geklärt. Dennoch kennt die Forschung heute eine Reihe von Risikofaktoren:
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Genetische Veranlagung: Akne inversa kommt gehäuft in bestimmten Familien vor. Die genetische Veranlagung spielt eine zentrale Rolle.
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Übergewicht: Menschen mit hohem BMI haben ein deutlich höheres Risiko, da vermehrte Hautreibung zwischen Hautpartien Entzündungen begünstigt.
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Rauchen: Gilt als einer der stärksten modifizierbaren Risikofaktoren.
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Hormonelle Dysregulation: Besonders Frauen berichten von einem Krankheitsbeginn im jungen Erwachsenenalter, teilweise in Verbindung mit Menstruationszyklen.
Statistiken zeigen: Deutlich mehr Frauen als Männer sind betroffen. Warum das so ist, ist wissenschaftlich noch nicht geklärt – vermutlich spielen hormonelle und immunologische Unterschiede eine Rolle.
Symptome und Verlauf der Erkrankung
Die Diagnose von Akne inversa ist oft schwierig, da sich die Symptome schleichend entwickeln. Akne inversa beginnt meist mit kleinen Knoten oder Rötungen an bestimmten Körperstellen, die mit der Zeit schmerzhaft, nässend oder eitrig werden. Später entstehen Fistelgänge, Abszesse mit Fistelgängen und Narbenbildung und teils großflächige Schädigungen der Haut.
Typische Merkmale sind:
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Schmerzen in den betroffenen Hautstellen
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chronisch-entzündliche Veränderungen der Haut
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Fistelgänge, die sich entleeren
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Bildung von Narben und narbigen Gewebeveränderungen
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Hautareale, die regelmäßig aufbrechen oder wiederkehren
Ein Abstrich von tieferen Gewebsbereichen kann helfen, bakterielle Infektionen zu bestimmen. Bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder Magnetresonanztomographie werden zunehmend zur Bewertung des Schweregrad der Erkrankung und zur Beurteilung der Fistelgänge eingesetzt.
Diagnose Akne inversa: Früherkennung ist entscheidend
Die Diagnose von Akne inversa erfolgt durch Dermatologen. Entscheidend ist, die Erkrankung frühzeitig zu erkennen – oft vergehen Jahre bis zur korrekten Diagnose. Experten und Expertinnen der Gesellschaft für Dermatochirurgie fordern deshalb eine breitere Sensibilisierung in der Hausarztpraxis und bei Allgemeinmedizinern.
Für eine optimale Behandlung ist die richtige Einordnung des Schweregrads der Erkrankung entscheidend. Dieser wird meist nach Hurley-Stadien unterteilt:
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Stadium I: Einzelne Knoten ohne Fistelgänge oder Narbenbildung
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Stadium II: Wiederkehrende Abszesse mit Fistelgängen
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Stadium III: Großflächiger Befall mit multiplen Fistelgängen und Vernarbungen
Behandlungsmöglichkeiten: konservativ, operativ und innovativ
Konservative Therapien
Frühstadien lassen sich oft mit einer Kombination aus Salben, Antibiotika, Zinkpräparaten und Kortisonpräparaten behandeln. Ziel ist die Linderung der Symptome, nicht jedoch die Heilung. Salbe und Antiseptika helfen, Entzündungen zu beruhigen, jedoch nur temporär.
Operative Maßnahmen
Bei schweren Verläufen ist eine operative Entfernung der entzündeten Hautstellen oft unausweichlich. Dabei wird das gesamte entzündete Gewebe entfernt – mit dem Ziel, Fistelgänge und befallene Hautpartien dauerhaft zu beseitigen. Leider kommt es auch hier nicht selten zu Rückfällen, da die Erkrankung systemisch veranlagt ist.
Biologika und moderne Therapien
Neue Hoffnung versprechen Biologika – Medikamente, die gezielt in die Entzündungsprozesse eingreifen. Besonders bei Menschen mit Akne inversa im mittleren bis schweren Bereich zeigen sie vielversprechende Resultate. Sie helfen, das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen und das Immunsystem gezielt zu modulieren.
Psychosoziale Aspekte: Die Krankheit als Belastung für Seele und Alltag
Akne inversa ist nicht nur körperlich schmerzhaft, sondern oft sehr belastend für die Psyche. Starke Gerüche, nässende Wunden, Einschränkungen beim Sitzen, Gehen oder Sport können zu Scham, Rückzug und Depressionen führen. Eine psychologische Behandlung oder sogar eine psychotherapeutische Begleitung ist daher oft notwendig.
Wirtschaftliche Bedeutung: Wenn Hauterkrankungen Unternehmen fordern
Die wirtschaftliche Relevanz ist enorm. Menschen mit Akne inversa fallen häufig krankheitsbedingt aus. Wiederkehrende Operationen, Reha-Maßnahmen, stationäre Aufenthalte und Langzeittherapien verursachen hohe Gesundheitskosten.
Für Unternehmen bedeutet das:
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Produktivitätsverlust
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Fehlzeiten durch Arbeitsunfähigkeit
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Kosten für Wiedereingliederungsmaßnahmen
Ein betriebliches Gesundheitsmanagement sollte daher auch Tipps für den Alltag mit Akne inversa enthalten, etwa zur ergonomischen Kleidung, Unterstützung bei Arztbesuchen oder zur Einbindung von Hautpflege in den Arbeitsalltag.
Fazit: Akne inversa früh erkennen, gezielt behandeln, Lebensqualität sichern
Akne inversa ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung, die tief in den Haarfollikeln beginnt und sich besonders in Hautfalten manifestiert. Die Erkrankung verläuft meist in Schüben und kann zu schmerzhaften Fisteln, Narben und massiven Einschränkungen im Alltag führen. Da acne inversa oft lange unerkannt bleibt, ist eine frühzeitige und präzise Diagnose essenziell, um den Verlauf zu kontrollieren und dauerhafte Schäden zu vermeiden.
Medizinisch erfordert die Krankheit interdisziplinäre Zusammenarbeit – dermatologisch, chirurgisch und psychologisch. Gesellschaftlich stellt sie eine Herausforderung dar, die sowohl das Gesundheitssystem als auch Arbeitgeber betrifft. Die Kosten durch Fehlzeiten, wiederkehrende Behandlungen und den Verlust an Lebensqualität sind erheblich – doch mit modernen Therapieansätzen und mehr Bewusstsein lässt sich die entzündlich geprägte Erkrankung deutlich besser kontrollieren.
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