Wie Karin Seven mit Bühnenhandwerk, Achtsamkeit und dem Essenz-Modell innere Stabilität trainiert – und warum echte Wirkung nie aus der Show kommt.
Einatmen, ausatmen, ankommen – und einen Moment ehrlich hinspüren: Wo stehe ich gerade mit meinem Stress? Karin Seven arbeitet seit Jahren an dieser Schnittstelle von Präsenz, Bewusstsein und Performance.
Was sie antreibt, fasst sie im Buch prägnant:
„Achtsamkeit ist der Schlüssel zu Deinem weisen Leben.“
Und wer sich fragt, warum Veränderung oft so zäh ist, bekommt dort eine klare Ansage:
„Das Leben ist nicht für Komfortzonen erschaffen.“
Dieses Interview bündelt die praktischen Hebel – aus Theater, Coaching und Sevens Essenz-Modell – für mehr mentale Stärke im Alltag (und im Job).
Frau Seven, wenn jemand heute „dauernd unter Strom“ ist – was ist Ihr erster, kleinster Schritt raus aus dem Stress?
Karin Seven: Ich beginne immer mit Präsenz statt „Problem lösen“. Eine einfache Atemroutine – vier Sekunden ein, sechs aus – bringt das Nervensystem runter. Danach benenne ich das, was jetzt da ist: Körperempfindung, Gedanke, Gefühl. Dieses Benennen unterbricht den Autopiloten und schafft Abstand. Erst dann frage ich: Was tut mir jetzt gut? Achtsamkeit ist hier kein Luxus, sondern ein sehr konkretes Werkzeug, um inneren Stress zu regulieren.
Welche Theater-Techniken helfen im Büroalltag sofort?
Drei Klassiker: erstens Erdung – beide Füße flach, Gewicht spüren, Kiefer lösen. Zweitens Stimme – vor Meetings zwei Minuten Lippenflattern und summen, das öffnet Resonanz und nimmt Druck. Drittens Blickführung – bewusst ruhig scannen statt starren. Schauspieler trainieren Präsenz als Körperzustand, nicht als Pose. Diese „physische Ehrlichkeit“ macht sofort ruhiger und glaubwürdiger.
In Charisma leben betonen Sie, dass Show-Effekte nichts nützen, wenn die innere Ordnung fehlt. Wie führt Ihr Essenz-Modell da durch?
Das Essenz-Modell ist eine Landkarte von der Urwunde über die Überlebensstrategie bis zur Einzigartigkeit und zum Beitrag. Viele laufen im Quadrat des Überlebens – getrieben von „Ich muss“. Wenn ich das erkenne, löse ich mich Schritt für Schritt in Richtung Erfüllungs-Dreieck: Werte klären, Einzigartigkeit annehmen, echten Beitrag leben. Das bringt Ruhe und Strahlkraft – in genau dieser Reihenfolge.

Sie schreiben im Buch sehr klar über die Komfortzone. Wie kommt man praktisch hindurch – ohne sich zu überfordern?
Erstens Bewusstheit: Ich benenne ehrlich, was die Komfortzone mir scheinbar gibt – Kontrolle – und was sie real kostet – Lebendigkeit. Zweitens Mikroschritte: eine mutige Handlung pro Tag, messbar klein. Drittens Rückhalt: ein Ritual morgens (Atem, Intention) und abends (Reflexion, Dank). So entsteht ein „sanfter Zug nach vorn“ statt harter Selbstoptimierung. Das Ziel ist nicht Drama, sondern Stabilität – jenseits der Komfortzone.
Viele fallen unter Druck in alte Muster. Wie arbeiten Sie mit Triggern?
Triggersprache ist ehrlich und entwaffnend: „Getriggert bin ich, weil …“ Dann schaue ich: Welche alte Überzeugung springt an? Im Coaching für Unternehmerinnen nutze ich Fragen nach Byron Katie („Ist das wahr?“ etc.), um Stressgedanken zu drehen.
Und ich frage: Welche Überlebensstrategie will hier wieder Anerkennung?
Allein diese Klarheit verringert die Ladung – und öffnet Wahlfreiheit.
Was unterscheidet mentale Stärke von bloßer Härte?
Härte ist Spannung gegen mich selbst. Mentale Stärke ist Präsenz mit mir: Ich bin wach, reguliert und verbunden mit meinen Werten. Das ist kein Weg des „Mehr“ – sondern des Weglassens. Wenn Show und Ego zurücktreten, wird Wirkung möglich, weil sie aus der Essenz kommt und nicht aus Taktik. Das spürt jeder im Raum – ob im Teammeeting oder auf der Bühne.
Und konkret fürs nächste Meeting: drei Minuten vorher – was tun?
Minute eins: Körper checken, Kiefer lösen, Schultern sinken lassen. Minute zwei: drei langsame Atemzüge plus Intention in einem Satz, zum Beispiel: „Ich diene heute Klarheit.“ Minute drei: Blick weich machen, einen echten Kontakt im Raum suchen. Das ist „Charisma ohne Show“: innere Ordnung zuerst, Außenwirkung folgt. Oder kurz gesagt: Präsenz vor Performance.
Aus dem Buch in den Alltag – jetzt starten
Kleine Hebel, große Wirkung – der nächste Schritt ist klein, aber bewusst.
Mentale Stärke ist kein Zufallsprodukt und schon gar kein Kraftakt, sondern eine Übung in Bewusstheit: Atem beruhigen, Körper erden, Trigger erkennen, Werte wählen – und täglich einen mutigen Mikroschritt gehen.
Wer tiefer einsteigen will, findet im Essenz-Modell eine klare Struktur: von der Urwunde und Überlebensstrategie hinein in Einzigartigkeit und Beitrag. Genau dort entsteht das, was man in Meetings, Pitches und Beziehungen sofort spürt: echte Strahlkraft.
Mehr Hintergründe, Übungen und Beispiele in „CHARISMA LEBEN – Die Strahlkraft aus der Essenz“ von Karin Seven.
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